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Alles, was wir nicht erinnern

Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters

Erschienen am 01.09.2022
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783406784934

Beschreibung

«Zu Fuß?» «Zu Fuß.» «Allein?» «Allein.» Christiane Hoffmanns Vater floh Anfang 1945 aus Schlesien. 75 Jahre später geht die Tochter denselben Weg, 550 Kilometer nach Westen. Sie kämpft sich durch Hagelstürme und sumpfige Wälder. Sie sitzt in Kirchen, Küchen und guten Stuben. Sie führt Gespräche – mit anderen Menschen und mit sich selbst. Sie sucht nach der Geschichte und ihren Narben. Ein sehr persönliches, literarisches Buch über Flucht und Heimat, über die Schrecken des Krieges und über das, was wir verdrängen, um zu überleben. Deutschland in den 1970er Jahren. Unter dem Tisch sitzen die Kinder. Oben seufzen die Erwachsenen, essen Schnittchen und reden über die verlorene Heimat. Sie geben ihre Verletzungen und Alpträume weiter an die nächste Generation. Nach dem Tod des Vaters kehrt die Tochter in das schlesische Dorf mit dem malerischen Namen zurück, nach Rosenthal, das jetzt Rózyna heißt. Am 22. Januar 2020 bricht sie auf und geht noch einmal den Weg seiner Flucht. Was bleibt heute vom Fluchtschicksal? Wie gehen Familien, wie gehen Gesellschaften, Deutsche, Polen und Tschechen mit der Vergangenheit um? Christiane Hoffmanns Buch holt die Erinnerung an Flucht und Vertreibung ins 21. Jahrhundert, es verschränkt ihre Familiengeschichte mit der Historie, Zeitzeugenberichte mit Begegnungen auf ihrem Weg. Doch es ist vor allem ein sehr persönliches Buch, geschrieben in einer literarischen Sprache, die Suche einer Tochter nach ihrem Vater und seiner Geschichte.

Autorenportrait

Christiane Hoffmann ist Erste Stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung. Hoffmann studierte Slawistik, osteuropäische Geschichte und Journalistik in Freiburg, Leningrad und Hamburg. Sie arbeitete fast 20 Jahre für die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» und berichtete als Auslandskorrespondentin aus Moskau und Teheran. Anfang 2013 wechselte sie als stellvertretende Leiterin ins Hauptstadtbüro des «Spiegel». Seit 2018 war sie dort Autorin und häufiger Gast in Rundfunk und Fernsehen. Hoffmann ist die Tochter zweier Flüchtlingskinder. Ihre Vorfahren väterlicherseits stammen aus Schlesien, die Familie ihrer Mutter aus Ostpreußen.

Rezension

Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste von ZEIT, ZDF und Deutschlandfunk im April 2022 Platz 2 der Sachbuch-Bestenliste von WELT, NZZ, WDR 5, RBB Kultur und ORF im April 2022 „Dieses vermeintlich erledigte Thema in einer neuen historischen Konstellation noch einmal zu beleben, erfordert Mut, historische Bildung und Inspiration." „Christiane Hoffmann macht sich auf den Weg ihres aus Schlesien geflohenen Vaters, um auch emotional zu verstehen, was damals geschah. Ihre bewegende Rekonstruktion erzählt einnehmend klar von den Ambivalenzen und Bruchlinien im deutsch-polnisch-russischen Verhältnis.“ „Ein erstaunlicher Zusammenklang aus individuellem Erlebnis und kollektiver Erfahrung von Flucht und Heimatverlust … sie vermisst zugleich Schritt für Schritt die historische Versehrtheit Mitteleuropas ... eindrucksvoll“ „Ein großartiges Buch“ „Klug und differenziert" „Eindringlich ... schildert es in großer Authentizität ... Auf tieftraurige Weise ist es mit der neuerlichen europäischen Fluchtkatastrophe ein Buch zum historischen Moment“ „Ein Bericht von ungeahnter Aktualität … um zu begreifen, wie dünn der Firnis des Humanen ist, sollte man ihr Buch lesen." „Das Buch spielt keineswegs nur in der Vergangenheit. Es geht hier stets um eine Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart.“ „Ausgezeichnet geschrieben: sehr persönlich, sehr informativ, emotional, ohne rührselig zu sein. Weil man mit der Lektüre das unermessliche Leid, das jeder Krieg für so viel länger anrichtet, als Soldaten kämpfen, wieder sehr klar vor Augen hat.“ „Bewegender Wanderbericht … Er wird ergänzt durch Familiengeschichten, die mit der Fluchterfahrung zusammenhängen, und historischen Exkursen.“ „Ein dichtes Buch, das individuelle Erfahrung mit gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen verwebt … Gerade im Schatten der Ukraine-Krise erhält der Text eine ungemeine Brisanz.“ „Man liest Hoffmanns Reflexionen vor dem Hintergrund der Bilder von flüchtenden ukrainischen Frauen und Kindern mit noch mehr innerer Anspannung.“ „Christiane Hoffmanns Seelen-Sachbuch ist nahezu großartig. Man kann das Gefühl entwickeln, dabei zu sein.“ „Ungemein klarsichtig zeichnet Hoffmann … ein Bild von Osteuropa, liefert gar einen interessanten Blick auf den aktuellen Ukraine-Konflikt und auf die Fluchtkatastrophen von heute.“ „Eine Reflexion über Krieg, Entwurzelung, Heimat“ „Ist den Fluchtweg ihres Vaters nachgegangen und hat ein Buch darüber geschrieben. Ihre Geschichte steht exemplarisch für die unzähliger anderer.“ „Verschränkt Familiengeschichte und Zeitgeschichte“ „Die Schrecken in den Gesichtern. Die Erschöpfung. Der radikale Bruch des Lebens. Was sich gerade vor unser aller Augen abspielt kennt die Autorin Christiane Hoffmann – aus den Erzählungen ihrer Eltern." „Was sie leistet, ist physische Geschichtsschreibung, was sie bietet, ist eine Psychologie des Verlustes, der nicht aufhört mit dem Ende des Fluchtweges.“ „Berührend-poetisches und sehr persönliches Buch“ „Verknüpft geschickt die Vergangenheit mit ihren Erlebnissen, persönliche Erinnerungen mit aktueller, europäischer Politik“ „Sehr eindrucksvoll … eine Wanderung auf dem Weg des Vaters durch die Geschichte und durch Europa“ „Christiane Hoffmann erzählt von ihren Begegnungen, über die Flucht, über Vergessen und Verdrängen“ „Ein sehr persönliches Buch, das sich mit der Geschichte verschränkt und das in diesen Tagen eine ganz beklemmende Aktualität bekommt.“ „Eine beeindruckende, vielschichtige, differenzierte Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte“ „Das ist wirklich eine Erlebnisgeschichte“ „Buch der Stunde … ein großartiges Geschichtsbuch - sehr poetisch“ „Ein Buch der notwendigen Erinnerung in Zeiten der Ost-West-Polarisierung.“ „Beklemmend aktuell … eine kluge Reflexion über Wurzeln und Verlust“ „Mit den Folgen des Zweiten Weltkriegs für ihre Familie setzt sich Christiane Hoffmann auf besondere Weise auseinander.“ „Hoffmanns größtes Verdienst: Sie macht eine manchmal schwer erträgliche Gleichzeitigkeit erfahrbar. Von Verlust und Schuld, Wut und Versöhnung.“ „Einerseits persönlich und dann doch universal“