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Und wir werden die Maschinen für uns weinen lassen

Gedichte

Aescht, Georg
Erschienen am 01.08.2012
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783902113924
Sprache: Deutsch
Umfang: 160 S.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

'Eine Synthese der gegenwärtigen rumänischen Gesellschaft, sarkastisch und voller Hoffnung zugleich', charakterisierte Jan Koneffke die Gedichte von Claudiu Komartin. Auch der zweisprachige Auswahlband erzählt in großem Bogen von den Schwierigkeit einer Gesellschaft, ihre totalitäre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Noch selten haben Gedichte so beklemmend das dumpfe vor sich Hinbrüten einer Gesellschaft erfasst, die stagniert und lieber wegschaut. 'Begraben von der Familiengeschichte', nennt das der Sohn im Zyklus 'Väterchen', wo ein bereits zahnloser Despot im Sterben liegt, belauert von der Hass-Liebe der Familie, die ihn sich schon immer tot wünschte und ihn nun doch weder verlassen kann noch sterben lassen will. Im Zyklus 'Überdosis' ragen die eigenen Wünsche und Hoffnungen nur noch als blinde Stümpfe aus der (Selbst-)Betäubung durch Medikamente auf. Nur langsam durchbrechen Komartins Figuren die kollektive Isolation des Einzelnen, lassen Erinnerungen und eigene Gefühle zu, Freundschaft und Lachen.

Autorenportrait

Claudiu Komartin, geb. 1983 in Bukarest, wo er als Lyriker, Literaturkritiker und Übersetzer lebt. Bereits mit 20 Jahren erschien sein mehrfach ausgezeichneter Lyrikband 'Păpușarul și alte insomnia' (Der Puppenspieler und andere Schlafstörungen, 2003), ihm folgten die ebenfalls mit Preisen bedachten Bände 'Circul domestic' (Häuslicher Zirkus, 2005) und 'Un anotimp în Berceni' (Eine Jahreszeit in Berceni, 2009). Mit dem vom Autor zusammengestellten Auswahlband 'Und wir werden die Maschinen für uns weinen lassen' werden die Gedichte von Claudiu Komartin nun erstmals dem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht.

Leseprobe

WECLH DÜSTERER MITTAG PAUL ÉLUARD in dieser 'kapitale des schmerzes' die du mir zu einem spottpreis verkauft hast in einem schmuddligen gang heute nacht geschützt vor den scharfen augen der literaturkritik du warst schwach bei kasse ich habe dich verstanden dieser knabe war als hätte man ihn in die ecke gestellt die lehrerin hatte ihm alle sinne weggenommen und ihn zum tode verurteilt wie groß er geworden ist wenn man bedenkt dass er sich all die jahre nur von schatten ernährt hat der rumpf eines kamels an den beinen aufgehängt über der piata romana ist mein astraler doppelgänger madi hat mir oft von ihm erzählt was für ein übersättigter mittag was für eine agonie unterm gewölbe deines gaumens oh gott schluss ich schreib kein wort mehr doch nein doch nein doch doch