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Demokratie-Lernen durch Partizipation?

Fallrekonstruktive Analysen zur Partizipation als pädagogischer Praxis

Erschienen am 28.10.2011, 1. Auflage 2011
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783866494558
Sprache: Deutsch
Umfang: 118 S.
Format (T/L/B): 0.8 x 21 x 14.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Schule soll zu einem Ort demokratischer Primärerfahrungen werden. Im Durchlauf solcher Erfahrungen, so die pädagogische Hoffnung, mögen sich die Schüler zu mündigen Bürgern entwickeln. Die vorliegende Falstudie untersucht die Praxis der Schülerpartizipation an einer Regel- und einer Reformschule anhand je eines schulweiten Aushandlungsprozesses und macht dabei auf die Diskrepanz zwischen dem Versprechen auf Teilhabe und den realen Entscheidungshierarchien aufmerksam. In der Rede vom Demokratie-Lernen gewinnt die Praxis der Partizipation in der Schule eine herausgehobene Bedeutung. Jedoch münden verstärkte Bemühungen um eine demokratische Schulkultur in pseudodemokratischen Konstellationen, die nur programmatisch behauptet, ggf. verwaltungstechnisch vollzogen, von den Akteuren aber weder ernst genommen noch gelebt werden. Regelschüler zeigen sich als Realisten und richten offensichtlich keine große Erwartung an die schulische Mitbestimmung, sondern erfüllen vielmehr im Sinne einer „verordneten Autonomie“ ein Pflichtprogramm, dem sie selbst keinen eigenen Wert beimessen. Die Emphase der reformpädagogischen Proklamation der demokratischen Schule führt hingegen augenscheinlich zu einer gelebten Scheindemokratie. So tritt uns in der Reformschule eine erstaunliche Beteiligungsbereitschaft der Schüler entgegen, die aber keine Entsprechung in der Partizipationskultur der Schule findet. Paradoxerweise gewinnt der Beobachter den Eindruck einer gelebten Partizipation ungeachtet deren faktischer Verhinderung.

Autorenportrait

Dr. phil. Christoph Leser wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt

Rezension

Welche Bedeutung haben Lesers Erkenntnisse für die außerschulische Bildung? Nun, auf Schule als Ort des Demokratie-Lernens ist aufgrund ihrer Fremdbestimmtheit kein Verlass. Umso wichtiger ist es, Demokratie und demokratische Bildung in offenen Bereichen der Gesellschaft zu praktizieren und in von staatlicher Begrenzung möglichst unabhängigen Einrichtungen. Wie auch diese Prozesse demokratisch gestaltet werden können, steht auf einem anderen Blatt. Außerschulische Bildung 03/2013